P1120. Umbau Reiheneinfamilienhaus. Zürich
Details
Fokus: Umbau und Renovation von einem Denkmalgeschützen Reiheneinfamilienhaus. Die Wohnsiedlung liegt im Spezialinventar der Stadt Zürich.
Nummer: 1120.00
Disziplin: Architektur, Innenarchitektur
Typologie: Wohnen
Leistung: 2 Vorstudien 3 Projektierung 4 Ausführung 5 Realisierung
Jahr: 2023 - 2024
Kosten: CHF 950‘000
Standort: Zürich
Kunde: Privat
Fotograf: Studio Gataric Fotografie
Das Projekt
Fokus auf Weiterbauen im Bestand
Wie lässt sich ein Reihenhaus aus den 1920er-Jahren heutigen Wohnbedürfnissen anpassen, ohne seinen historischen Charakter zu verlieren? In Zürich-Wollishofen wurde ein Haus der denkmalgeschützten Siedlung Meisenweg behutsam transformiert. Die Renovation verbindet historische Substanz mit zeitgemässem Ausbau – präzise, zurückhaltend und mit Blick auf das Ensemble.
Meisenweg 5, Zürich – Weiterbauen im Ensemble. Sanfte Transformation eines Reihenhauses von 1924
Das Reihenhaus am Meisenweg 5 in Zürich-Wollishofen wurde 1924 errichtet und gehört zur Siedlung Meisenweg, die als spätes Beispiel des romantisch geprägten Heimatstils im Spezialinventar der Stadt Zürich gelistet ist. Die Siedlung bildet einen geschlossenen Wohnhof mit Vorgärten, kurzen Treppenaufgängen und einer bemerkenswert homogenen Erscheinung in Volumetrie, Materialwahl und Farbigkeit. Gestaltet wurde sie vom Zürcher Architekten Friedrich Hirsbrunner, der mit der Anlage dem Gartenstadtgedanken nach Raymond Unwin und Hans Bernoulli folgte – einer städtebaulichen Idee, die Wohnen im Grünen, soziale Durchmischung und gemeinschaftliches Leben verbinden sollte. Ursprünglich errichtet durch die Genossenschaft zur Beschaffung billiger Wohnungen, sind die Häuser heute in privatem Besitz, ihre typologische Klarheit und städtebauliche Ordnung jedoch weitgehend erhalten geblieben.
Im Haus Meisenweg 5 wurde die bestehende Struktur unter Berücksichtigung neuer Wohnbedürfnisse weiterentwickelt. Die Renovation für eine junge Familie folgte einem behutsamen Konzept: Eingriffe wurden gezielt und zurückhaltend vorgenommen, die vorhandene Substanz gestärkt, der Ausbau auf einen zeitgemässen Standard gebracht. Charakteristische Elemente wie die Fischgrätböden aus Buchenholz, die markante Treppe aus Eiche oder die bienenwabenförmigen Keramikplatten in der Küche wurden erhalten, ergänzt oder in neuer Form interpretiert. Die gestalterischen Mittel sind fein auf den Bestand abgestimmt und respektieren dessen Ausdruck. Das Dach wurde in diesem Zuge energetisch saniert und wärmetechnisch ertüchtigt – ein erster Schritt in Richtung einer langfristig geplanten ökologischen Heizlösung.
Ein zentraler Eingriff betrifft das zuvor kaum genutzte Dachgeschoss, das vollständig ausgebaut wurde. Aus zwei kleinen Kammern und einem WC entstehen zwei helle Kinderzimmer mit Galerieebenen, ein separates Bad sowie ein kompakter Arbeitsraum. Durch das Öffnen bis zum First, das Freilegen der Dachbalken und eine durchgehende Untersicht aus Birkenholz gewinnt das Dachgeschoss an Grosszügigkeit und räumlicher Qualität. Massive Fichtenbodenriemen und präzise gesetzte Dachfenster betonen den wohnlichen Charakter und sorgen für gleichmässige Belichtung.
Auch im Obergeschoss wurde die räumliche Organisation überarbeitet: Die bestehende zweite Küche wurde rückgebaut, um Platz für ein grösseres Bad mit vorgelagerter Ankleide zu schaffen. Die beiden grosszügigen Schlafzimmer mit originalem Fischgrätparkett wurden aufgefrischt. Im Erdgeschoss öffnet sich der Wohnraum neu zum Esszimmer; dadurch entsteht eine zusammenhängende Raumsequenz mit mehr Grosszügigkeit und Blickbezug zum Garten. Das vormals durchgehende Bad wird neu zoniert und dient nun als Garderobe und Gäste-WC. Durch das Versetzen des Kücheneingangs entsteht eine klare räumliche Achse, welche die beiden Gartenbereiche visuell und funktional miteinander verbindet.
Im gesamten Haus standen die Auseinandersetzung mit dem Bestand sowie die Frage nach einer angemessenen Weiterentwicklung im Vordergrund. Materialien und Details wurden mit Sorgfalt gewählt und präzise auf die historische Substanz abgestimmt. Wo neue Eingriffe sichtbar bleiben, sind sie bewusst differenziert – etwa dort, wo eine durch den Wanddurchbruch im Erdgeschoss entstandene Lücke im Parkett mit Zement ergänzt wurde: eine ruhige, aber deutliche Spur der Transformation. So bleibt der Charakter des Hauses lesbar, während seine räumlichen und funktionalen Qualitäten zeitgemäss erweitert werden.